Familiäre sexualisierte Gewalt ist erschütternd und derart grausam, dass es nicht in Worte - und schon gar nicht in schöne Worte - zu fassen ist.
In der Rubrik Zitate und Täterzitate von Betroffenen möchten wir Sprachrohr zur Aufklärung sein, um die Täterstrukturen freizulegen und den Betroffenen den Respekt entgegenzubringen, den sie verdient haben, dieses unermessliche Grauen in den Abgründen der menschlichen Seele, oft nicht nur überlebt zu haben, sondern sich heute auch mutig ihrer Vergangenheit stellen. Viele von Ihnen suchen nicht den Weg in die Öffentlichkeit und engagieren sich direkt und unmittelbar in der Hilfe für andere, die auf ihrem Weg sind. Sie bilden sich fort, um neben der Erfahrungsexpertise, die gesellschaftlich leider immer noch viel zu wenig anerkannt wird, eine zusätzliche Legitimation zu haben sich beruflich mit ihren Schicksal ein Leben aufzubauen, in dem sie ihre Erfüllung finden.
Kein betroffener Mensch sollte sich schämen müssen für etwas was ihm, zumeist als ein sich in der Entwicklung befindliches Kind bereits angetan wurde und die Taten Jahre- und Jahrzehnte andauerten.
Jeder betroffene Mensch trägt so viel unermessliches Leid tief in sich verborgen, welches er oft sein Leben lang allein bewältigen und vergraben muss und dies natürlich mit entsprechenden gesundheitlichen Konsequenzen, die nachhaltig seine Lebensqualität beeinträchtigen. Er fühlt sich sein Leben lang nicht gänzlich verstanden und gerade die tiefgehenden Verletzungen, wie hier in dem Beispiel, durch die eigene Mutter, die nicht half, sondern sogar noch dem eigenen Kind die Verantwortung gab, dass es vom Vater - ihrem Mann - vergewaltigt wird, zeigt welches Ausmaß an seelischem Schmerz und Tod ein betroffener Mensch in sich trägt. Dieser Satz auf dem Bild, der im Schockzustand während der Traumatisierung in den Menschen, durch die einzige Hoffnung dem Teufelskreis zu entfliehen, der Schutzpatronin, der eigenen Mutter, mit Gewalt gesprochen wurde, zerstört den Glauben an die Welt.
Es bleibt später immer wieder das Gefühl der Schuld, der Scham, der Hoffnungslosigkeit und der Aufgabe, statt der Erinnerung Hilfe gesucht und sie nicht erhalten zu haben. Viele Betroffene "vergessen" den Kampf um ihr Leben, durch den natürlichen Trieb, dass alles was lebt auch leben will, egal wie viel Schreckliches ihnen widerfahren ist. Dieses Erlebnis, wird zumeist zwangsläufig verdrängt, da der betroffene Mensch in einem Abhängigkeitsverhältnis zu seinen Eltern bis spätestens 18 Jahren steht und überleben muss. Es findet zum Preis der Selbstaufgabe, eine Anpassung mit den TäterInnen statt, die mehr und mehr zur stumpfen, gefühlskalten Normalität wird. Ist die Mutter ebenfalls Opfer des Täters, kommt es in der Absurdität obendrein noch zu Eifersuchtsgefühlen und / oder zu solidarischen Mitmach- und Aufgabegefühlen. Die Opferrolle der Frau wird also, durch das fehlende, weil auch schon geschädigte und gebrochene Rückgrat der Mutter zusätzlich manifestiert. Auch auf die Gefahr hin, dass sich viele an diesen direkten und ungeschönten Worten anstoßen, ist es für uns wichtig diesen Rahmen zu schaffen. Für die Betroffenen, die nicht mehr verdrängen können ist es geradezu absurd, sie in ihrem Leid mit falschem Mitleid in soweit nicht zu respektieren, als dass sie ferngehalten werden von dem, was sich in ihnen nicht mehr leugnen läßt. Sie haben ihr Leben lang ohnehin sehr feine Antennen entwickelt, um sich in ihren Aussagen möglichst vage zu halten, da Hilfe zu suchen nicht nur verboten war, sondern dieses Verbot auch enthielt sie könnten ihr Umfeld überfordern und man könne sie für verrückt erklären, da kein Vater und keine Mutter ihrem eigenen Kind so etwas antun würde. So wird sich also das Tabu, die persönlichen Ressentiments und die Ängste des Umfeldes von Täterseite ein Opferleben lang zu Nutze gemacht. Natürlich braucht es Mitgefühl - aber kein Mitleid. Es braucht eine ausgesprochen feine Sensibilität und vor allem Respekt und Anerkennung des Überlebensweges, schließlich nimmt dieser Mensch hieraus den Mut zu entkommen. Ebenso ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Thema als solches erforderlich, in dem es wichtig ist zu verstehen, dass Missbrauch durch die eigene Familie nicht zwangsläufig mit der Kindheit aufhört und entsprechende Trittbrettfahrer auf den Plan ruft und der Abschaltet- und Verdrängungsmechanismus tiefere Spuren hinterlassen hat und ggf. weiterhin aktiviert werden kann, als der Betroffene es sich selbst durch die Verdrängung eingestehen kann. Auch aus diesem Grund ist diese Form der Aufklärung wichtig, da in vielen Fällen, die eigentliche Ursache im Therapieplan nicht ausreichend oder gar nicht in den Fokus gestellt wurde und auf diese Weise die Symptome gelindert werden, das grundsätzliche Problem aber bleibt. Schreibt gern in die Kommentare, wie Ihr dazu steht und selbstverständlich sind wir da, wenn Ihr Unterstützung braucht.
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