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Image by Evgeni Tcherkasski

Antworten auf die von SWR-Vollbild
gestellten Fragen und erhobenen Vorwürfe

1. Antwortschreiben

A) Vorwurf der Retraumatisierung in unseren Einrichtungen


Für eine faire und realistische Berichterstattung sind wir gerne bereit Ihre Fragen schriftlich zu beantworten. Auch stellen wir uns den Fragen ehemaliger Klient:innen in einem persönlichen Gespräch, jedoch können wir ohne konkrete Angaben über die Authentizität Ihrer Quellen, in Form vom Namen, Orten, Zeitpunkten und genauen Situationen, nicht entsprechend antworten.


Durch unsere Selbstbetroffenheit, unsere 25jährige Erfahrung im Bereich Opferhilfe und Opferschutz erfährt jeder Mensch der bei uns Hilfe und Unterstützung, u.a. in Form von Beratung, Gesprächen oder auch Selbsthilfegruppen sucht, einen individuellen, traumasensiblen, respektvollen und ressourcenorientierten Umgang. Interessenten für die Selbsthilfegruppe werden ausführlich aufgeklärt, es wird darauf hingewiesen, dass der Austausch „triggernd“ sein kann.
Ebenso fragen wir nach den bisher gemachten Erfahrungen in Gruppen und ob therapeutische Begleitung besteht.


Wie Ihnen sicher auch andere Helfer:innen bestätigen werden, kann die Auseinandersetzung mit dem Erlebten, möglicherweise zur Bewusstwerdung verdrängter Gefühle führen, so dass sich nicht nur Erinnerungen lösen können, sondern sich auch die vergangene Erlebnis- und Empfindungswelt in die Gegenwart übertragen kann - dies können unter anderem natürlich auch depressive Gefühle sein und ist ein Effekt, der sich auch durch sogenannte „Alltagstrigger“
einstellen kann. Dieser Vorgang wird nicht von uns forciert, ist jedoch nicht immer vermeidbar und stellt eines der hauptsächlichen Alltagsprobleme eines durch familiäre sexualisierte Gewalt entwicklungstraumatisierten Menschen dar. Dieser Mechanismus wird besonders von Täter:innen genutzt. Die Betroffenen wissen darum und wenden sich in ihrer Not mit der Bitte an uns, ihnen beim Umgang zu helfen und sie entsprechend zu stärken. Wir sehen es als Opferschutzverein als unsere Aufgabe und Verantwortung an, den Betroffenen im alltagstauglichen Umgang mit diesen
und weiteren Traumafolgestörungen, ergänzend zur therapeutischen Hilfe, zu helfen.


Wie die Unterstützung aussieht hängt von der jeweiligen Lebenssituation und dem individuellen Wunsch und Bedürfnis des Hilfesuchenden ab. Befindet er sich beispielsweise in akuter Bedrohung durch einen oder mehrere Täter:innen trägt er auch den Wunsch in sich, sich gegen seine Aggressoren zur Wehr setzen zu können. In dem Fall ist es natürlich auch wichtig an der Abwehr und Selbstverteidigung zu arbeiten. Der realen Angst vor erneuter Traumatisierung mit
immer tiefgreifenderen Folgen durch einen weiteren Übergriff ist, aus unserer Sicht, ebenso verantwortungsbewusst zu begegnen, wie dem Wunsch nach Schutz und Sicherheit.


In unserer Arbeit kann es durch die unbewusst aufbrechenden Gefühle auch zu Projektionen auf uns, die helfenden Personen, kommen, so dass dies mit den tiefliegenden, persönlichen Verletzungen, sowie der Vermischung zwischen Vergangenheit und Gegenwart durch die Traumatisierung der Betroffenen zu massiven Missverständnissen führen kann. Eine weiterführende Problematik ist der enorme Druck unter dem Betroffene, durch die gestauten Gefühlswelten, die oft kein Ventil oder einen Ausdruck gefunden haben, stehen. Dieser Druck kann ein großes Bedürfnis erzeugen sich dem Erlebten zu stellen, sich mitzuteilen und sich auszutauschen. In dieser Dynamik kann es passieren, dass der Betroffene sich überfordert, die täterkonditionierten psychischen Grenzen unbewusst überschreitet, so dass sich auch dadurch
eine eher depressive Stimmung einstellen kann. Jede Öffnung für das Erlebte, das beinhaltet auch das öffentlich machen innerhalb einer Selbsthilfegruppe, kann in einem betroffenen Menschen autoaggressive und damit destruktive Gefühle für sich uns andere auslösen, da er von kleinauf an darauf geprägt wurde zu schweigen und sprechen und Öffnung für ihn schwerste bis sogar lebensbedrohliche Konsequenzen bedeutete. Hier liegt das Problem nicht beim Helfer oder dem
Betroffenen, sondern in den traumatischen, sprich gewaltvollen Erlebnissen durch den oder die Täter:innen.


Weil uns aus der Selbstbetroffenheit die vielfältigen Gefahren für die Betroffenen und auch für uns als Helfende bekannt sind, müssen von daher weder Tagebücher verfasst werden, noch Äußerungen zu den erlebten Gewalterfahrungen gemacht werden oder „wühlen“ wir im Trauma herum. Wir wissen sehr wohl um das Risiko der Retraumatisierung, der zum Teil psychisch sehr angeschlagenen und tief verletzten Opfer, die sich für eine gute Aufarbeitung und ein
selbstbestimmtes Leben danach nicht zwangsläufig an alle Erlebnisse und Details der Taten erinnern müssen. Daher weisen wir den Vorwurf Betroffene würden bei uns retraumatisiert mit schärfstem Nachdruck zurück.


So gehört es auch nicht zu unserem Prozedere, sprich Aufnahmeritual, wie Sie es nennen, den Betroffenen eine Plastiktüte über die Kopf zu stülpen und sie am Arm festzuhalten, um zu schauen, ob sich die Person verteidigen können oder um sich an ihre Verletzungen zu erinnern. Es ist schlichtweg eine falsche Tatsachenbehauptung es gäbe bei uns Aufnahmerituale in dieser absurden oder in irgendeiner anderen Form.


Prof. Fegert sieht eine Gefahr, dass Betroffene reviktimisiert werden. Die in unserer Missbrauchsausstellung dargestellten Missbrauchsszenarien dienen dem Zweck, außenstehende Personen, die Interesse an diesem Thema haben einen nachvollziehbaren Einblick in unsere schwierige Arbeit und das Leben und Leiden von Betroffenen geben. Keines, der in unserem Schutzhaus lebenden Opfer wurde oder wird dazu gezwungen durch diese Ausstellung zu gehen, da wir sehr wohl auch hier um die Retraumasitierung durch visuelle Eindrücke wissen.


Das von Ihnen angesprochene Nachspielen von Missbrauchsszenarien ist Teil der Selbstverteidigungsübungen, um die Betroffenen, sofern sie es dann wollen darauf vorzubereiten, wie sie einen rechtswidrigen, gegen sie gerichteten Angriff erfolgreich abwehren können.

 

Die Gefahr der Reviktimisierung besteht nicht, auch wenn Missbrauchsszenarien aus Abwehrzwecken mit den Betroffenen zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins durchgespielt werden, da wir in dem Fall auf ihre persönlichen Bedürfnisse und Belange, aufgrund der individuellen Bedrohungslage eingehen. Unser Verein nennt sich Opferschutzverein, da wir den Opferschutz nicht nur im Bereich eines Schutzraumes sehen, sondern den Betroffenen auf
eigenen Wunsch auch die praxiserprobten Wege an die Hand geben, die sie zum Selbstschutz ermächtigen. Sind die Betroffenen doch aufgrund der beschränkten Möglichkeiten des Rechtssystems und aus Mangel an Beweisen gegenüber den Täter:innen oft auf sich allein gestellt. Hierbei sprechen wir von betroffenen Menschen, die unter Todesangst leiden und sich nach wie vor durch Täter oder Täter:innen bedroht fühlen, also weitere, zum Teil schwere Gewalt fürchten müssen, da sie eine permanente Gefahr für diese darstellen sollten sie gegen sie aussagen. In den meisten Therapien wird der Aspekt des Aggressionsaufbaus, der Selbstverteidigung und der Abwehrbereitschaft nicht berücksichtigt. Jedoch gehört auch das Erlernen von gesunden und natürlichen Reflexen im Bereich Abwehr und Selbstverteidigung zum alltagstauglichen Umgang mit sich und anderen, nicht nur für traumatisierte Menschen, zum
Leben dazu. Die psychische Abwehr, um Grenzen zu setzen ist von großer Bedeutung. Jedoch haben die Opfer, die zu uns kommen und in solch einer gefährlichen Lage sind, es nicht nur mit psychischer Gewalt, sondern auch mit physischer Gewalt zu tun. Durch die Entwicklungstraumatisierung im Kontext der familiären sexualisierten Gewalt sind die Menschen als Kind schon auf „Aufgabe“ bzw. „Mitmachen“ konditioniert und haben die natürliche Abwehr
nicht lernen oder kultivieren können. Ihre Erfahrung hat sie gelehrt, Aufgabe ist die beste Überlebensstrategie, um weitere Gewalt und Gefahr von sich abzuwenden. Haben Sie eine Vorstellung davon wie schwer es ist, aus dieser oft jahre- und jahrzehntelangen Prägung wieder herauszukommen und wieviel Selbstzweifel, Todesangst und Frustration in einem Menschen dann zurückbleibt, wenn Täter und Täter:innen ohne je rechtlich belangt worden zu sein, weitermachen können und mit dem, von ihnen angerichteten psychischen Schäden bis zur Unglaubwürdigkeit auch noch spielen? Diese Menschen brauchen dringend Hilfe den Mut aufzubringen sich bewusst zu machen, dass auch sie über psychische, mentale und physische Kräfte verfügen, um sich heute als erwachsener Mensch selbst gegen den bösesten Menschen zu stellen, der sie bedroht. Die Menschen, die zu uns kommen haben oft eine lange Odyssee hinter sich, haben vielleicht schon psychiatrische Diagnosen, die Medikamente nötig machen. Und doch haben sie den unbändigen Wunsch in sich, es zu lernen sich zu verteidigen. Dies kann gelingen, wenn man sich mit ihnen gemeinsam auf den Weg macht und die Täter:innen und ihre Taten zu entmystifizieren und ihnen die Angst nimmt, in dem man ihnen deutlich macht, dass die Täter:innen nur Macht über sie haben, weil sie ein Kind waren und an dieses unaufgearbeitete und durch neue Gewalttaten immer tiefergehende Trauma bis in ihr Erwachsenenalter angeknüpft haben. Es sind die Täter und Täter:innen, die retraumatisieren und ihre Opfer bewusst im Trauma halten, um ungesehen und ungestraft zu bleiben. Wir möchten die Menschen, die den Wunsch an uns richten, darauf vorbereiten, wie sie einen gegenwärtigen, gegen sie gerichteten Angriff abwehren können.


Unsere Arbeit ist keine Therapie und will auch keine Therapie ersetzen, jedoch möchten wir den Menschen nach dem Prinzip: „Hilfe zur Selbsthilfe“ mit unseren Erfahrungswerten Unterstützung geben, wenn sie es denn möchten.


Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass Sie für uns auf illegalem Weg an die Lehrmaterialien der Fachfortbildung für sexualisierte Gewalt der Berliner Heilpraktiker Fachschule herangekommen sind, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, da es sich um unbearbeitetes Rohmaterial handelt. Bei dem von Ihnen zitierten Ausschnitt handelt es sich um eine Beschreibung, einer oft von Tätern eingesetzten Methode das Opfer zu einem Zusammenbruch zu bringen und somit zur Aufgabe seines Widerstandes. Selbstverständlich wird diese Praktik, in der von ihnen beschrieben Form, nicht von uns angewandt, außer im Rahmen einer Selbstverteidigungsübung und das auch nur zu Demonstrationszwecken und zum Aufzeigen der entsprechenden Abwehrmaßnahmen gegenüber einem auf diesem Wege agierenden Täter. Diese Übung ist selbstverständlich, wie alle anderen Abwehrübungen auf freiwilliger Basis.


Sie haben nicht unsere Erlaubnis diese Inhalte, welches das geistige Eigentum von mir ist und sich in unbearbeiteter Rohfassung befindet, zu veröffentlichen.

 


B) Vorwurf des Einredens von Missbrauch


Wir stellen uns den Fragen ehemaliger Klient:innen gerne in einem persönlichen Gespräch, jedoch können wir ohne konkrete Angaben über die Authentizität Ihrer Quellen, in Form von Namen, den Orten, dem jeweiligen Zeitpunkt und den genauen Situationen, nicht entsprechend antworten.


Der Vorwurf wir, als Selbstbetroffene, die um das Stigma und die Auswirkungen des Outings, Opfer von sexualisierter Gewalt durch den eigenen Vater, die eigene Mutter oder andere Familienmitglieder geworden zu sein, wissen, würden anderen Menschen Missbrauchserfahrungen einreden oder Druck ausüben ist schlichtweg falsch. Zudem wirkt die
Aussage absurd, wenn man unsere jahrzehntelange Erfahrung in diesem schwierigen Thema bedenkt.


Des weiteren bitten wir zu bedenken, dass die Menschen, die zu uns als Verein zur Hilfe und Unterstützung von Opfern sexuellen Missbrauchs und Gewalt kommen, bereits um ihre sexualisierten Gewalterfahrungen wissen.


Mit unserem Schwerpunkt der sexualisierten Gewalt durch die Familie haben wir es mit Menschen zu tun, die oft seit ihrem frühesten Entwicklungsalter schwerste Traumatisierungen dieser Art erlebt haben. Wir beraten und begleiten Betroffene mit unterschiedlich schweren Erfahrungen. Im Kontext der Familie ist es für die meisten, viele Fachleute inbegriffen, oft schwer vorstellbar was an Grausamkeiten und Gräueltaten in diesem Schutzraum geschehen kann. Daher konnten wir im Laufe unserer Vereinsarbeit beobachten, wie sich viele Betroffene, selbst in Therapien, in ihren Berichten, aus Angst man könne ihnen nicht glauben, sie könnten für „verrückt“ erklärt und/oder mit einer lebenszerstörenden Diagnose belegt werden, zurückhalten und nur kleine Ausschnitte oder Einzeltaten erzählen. Viele berichten auch gar nichts, so dass sie lediglich beispielsweise auf eine Depression oder eine Essstörung hin behandelt werden, die Ursache
bleibt oft aus Angst, Scham- und Schuldgefühlen oder auch aufgrund der Verdrängung unben
annt und unbehandelt.


So ist es im familiären Kontext, den jeder hat und der damit für jeden etwas sehr Persönliches und Unausweichliches ist,  leichter sich eine andere, besser krankhafte Motivation vorzustellen oder der Idee der Suggestion durch Helfer:innen und Therapeut:innen zu folgen, als zu glauben, was leider vielen Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen innerhalb der Familie widerfährt. Die Familie ist Ausgangspunkt für alle weiteren Kontexte, in denen wir sexualisierte Gewalt und
Missbrauch finden. Wie extrem die Taten waren und die damit verbundenen Spätfolgen sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Jedoch ist im familiären Kontext, in dem sich die Rahmenbedingungen in den meisten Fällen für das Kind nicht ohne Weiteres ändern, zu bedenken, dass sich in dem Fall häufig die Perversionen steigern, die Gewalt psychisch, mental und physisch zunimmt oder es sogar zur Prostitution, Schwangerschaft und Abtreibung und
anderem kommen kann, wenn der oder die Täter:innen nicht gestoppt werden und das Opfer auf unterschiedlichste Weise Ausbruchsversuche startet, um aus dem tätergeschaffenen Abhängigkeitsverhältnis zu entkommen. Liegt eine derartige Entwicklungstraumatisierung vor, gibt es häufig weitere Täter:innen, Mittäter:innen und Mitwisser:innen in der Familie, da die Familienstruktur, in solchen Fällen, unter einem Generationstrauma leidet, sich damit eine gut organisierte Machtstruktur aufgebaut hat und damit nichts anderes zuläßt. Zu uns kommen die Betroffenen, die seit Jahren und Jahrzehnten, also über Kindheit, Jugend, bis ins Erwachsenenalter hinein berichten, sexualisierter Gewalt durch ihre Familie und andere Vertrauenspersonen erfahren zu haben. Auf diesen Schwerpunkt haben wir uns als Selbstbetroffene seit nunmehr 25 Jahren ausgerichtet. Das erklärt die Häufung.

 


C) Vorwürfe bzgl. der Methoden im Schutzhaus


Wir stellen uns den Fragen ehemaliger Klient:innen gerne in einem persönlichen Gespräch, jedoch können wir ohne konkrete Angaben über die Authentizität Ihrer Quellen, in Form von Namen, den Orten, dem Zeitpunkt und der jeweils genauen Situation, nicht entsprechend antworten.


Zu unseren Schutzhäusern bzw. -räumen verwehren wir uns der Aussage es würden „menschenunwürdige Bedingungen“ vorliegen.


Jede bei uns uns um Hilfe ersuchende Person weiß durch ein Vorgespräch und eine entsprechende Aufklärung, dass es sich um ein Opferschutzhaus handelt, in dem nur diejenigen aufgenommen werden, die akut von ihren Familien oder anderen Täter:innen verfolgt und bedroht werden. Hierzu gibt es eine entsprechende Schutzvereinbarung, die auf die Besonderheiten unseres 24/7 Schutzes, der auf Wunsch u.a. die Begleitung zu Behörden, Ärzten, Therapeuten, zu
anderen alltäglichen Tätigkeiten, sowie der 100%igen Bereitschaft und Anwesenheit von mindestens einer Mitarbeiterin vor Ort beinhaltet, verweist. Somit handelt der schutzsuchende Mensch auf eigenen Wunsch und Bedarf, nachdem er mit den Bedingungen vertraut gemacht wurde und kann die Vereinbarung selbstverständlich auch jederzeit wieder auflösen. Niemand wird in unseren Einrichtungen dazu gezwungen sich den Bedingungen unterzuordnen, wenn dies
nicht seinen Wünschen entspricht oder er nicht dazu bereit ist.


Die Menschen, die wir bei uns aufnehmen, sind oft die, die sonst keinen Platz finden und sich woanders nicht ausreichend geschützt und verstanden fühlen. Manche haben zuvor sogar in ihrer Verzweiflung und Todesangst vor ihrem Täter oder Täterkreis in der Psychiatrie Zuflucht gesucht, in der sie nicht selten, nach eigenen Angaben, erneut retraumatisiert wurden. Wir haben es mit Menschen zu tun, die nach eigenen Erzählungen seit ihrer frühsten Kindheit schwerste sexualisierte Gewalt durch ihre Familie und andere erlebt haben, massiv bedroht und verfolgt werden und entsprechend schwere Traumafolgestörungen entwickelt haben. Dazu gehören neben der vielfältigen Symptomatik der kPTBS / PTBS unter anderem auch Angststörungen, Dissoziationen, selbstverletzendes Verhalten, wiederkehrende Suizidgedanken und andere Folgen, wie auch Verwahrlosung, mangelnde Selbstfürsorge, Rückzug und Isolation. Die Vielfalt an Traumafolgestörungen reicht bis hin zur dissoziativen Identitätsstörung. Diese Menschen waren und sind in solchen Fällen in therapeutischer bzw. psychiatrischer Behandlung und benötigen zum Teil auch verschreibungspflichtige Medikamente. Besonders in diesen schweren Fällen stehen wir mit dem bestehenden Helfernetzwerk, zudem auch Ärzte und Therapeuten gehören in engem Kontakt. Darüberhinaus ist der Aufbau und die Unterstützung durch ein Helfernetzwerk eine unserer Hauptaufgaben im Opferschutz.


Sicher werden Sie, wenn Sie im Bereich Opferschutz recherchiert haben auch festgestellt haben, dass es viele betroffene Menschen gibt, die schwerste psychische Erkrankungen ausgebildet haben und die Spätfolgen der Gewalterfahrungen enorm sein können. Wir haben aus Menschlichkeit, Mitgefühl und Nächstenliebe gehandelt, selbst wenn es uns oft viel Kraft gekostet hat, die Menschen in ihren Bedürfnissen Tag und Nacht seelsorgerisch und persönlich zu begleiten, zu motivieren und aufzufangen. Besonders durch die Ängste in der Nacht kamen wir in die Lage die Betroffenen, auch auf eigenen Wunsch der Schutzsuchenden, auch untereinander zu schützen, zum Beispiel wenn einer der Spätfolgen nächtliches Umherwandern, selbstverletzendes Verhalten oder gar Öffnen der Türen und Fenster des Schutzhauses im
dissoziativen Zustand beinhaltete. Auch wenn es für Außenstehende schwer zu glauben ist, so ist es eine Tatsache, dass selbst Betroffene in einem Schutzraum, durch ihre Ängste und dem enormen Täterdruck, in die Situation geraten selbstständig Täterkontakt aufzunehmen und sich, die anderen Bewohnerinnen, einschließlich unserer Mitarbeiterinnen, in Gefahr bringen. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden ist jederzeit mindestens eine Mitarbeiterin im Schutzhaus permanent anwesend, ansprechbar und abrufbar. Es ist also nicht korrekt, dass die Menschen allein waren oder nicht aus dem Zimmer oder auf die Toilette gehen konnten. Zudem gab und gibt es immer die Möglichkeit das Zimmer von innen, selbstständig aufzuschließen und über ein spezielles, nicht internetfähiges Schutztelefon die Mitarbeiterinnen vor Ort anzurufen oder auch den Notruf und die Polizei zu alarmieren. Wir weisen den provokanten Begriff der „Einsperrung“ aus oben genannten Gründen also deutlich zurück.


Die Betroffenen suchen bei uns Hilfe und Schutz, da sie von ihren Familien bzw. dem Nahfeld so bedroht sind und bringen in der Regel eine lange Leidensgeschichte mit. Wir zeigen vor der Aufnahme, auch zu unserem Schutz, transparent auf, wie wir arbeiten und wie wir den Schutz gewährleisten können. Dies wird anhand einer Schutzvereinbarung zusätzlich schriftlich festgehalten.


Die Aussage es gäbe Außengitter ist eine falsche Tatsachenbehauptung und läßt auf weitere Fehlinformationen, die Sie vermutlich erhalten haben, schließen.


Im Zuge der Digitalisierung ist das Internet und alle internetfähigen Geräte ein potenzieller Tatort und eine leichte Möglichkeit zur Kontaktaufnahme durch die Täter:innen oder auch die Opfer selbst. Da wir bei den Betroffenen von Menschen sprechen, die ihre Täter:innen für Jahre ins Gefängnis bringen könnten und durch die jahrelange Konditionierung, die aus den Todesängsten bis zur Hörigkeit gehen kann, ist das Telefon und andere internetfähige Geräte nur gemeinschaftlich zu nutzen, um sich selbst und auch die anderen, selbst vor einer eigenen Kontaktaufnahme zum Täter, der Täterin oder anderen zu schützen. Zu Bedenken ist hierbei auch, dass der betroffene Mensch bei Täterkontakt in Panik, Angstzustände und Dissoziation geraten kann. Um den Menschen Sicherheit, Schutz und die Möglichkeit der Regeneration geben zu können, nimmt das von uns konfigurierte, nicht internetfähige Schutztelefon einen enormen psychologischen Druck.


Zu der Aussage Ihre Redakteurin habe bei einem Besuch ihr Handy abgeben müssen und durfte nicht allein ins Internet, können wir sagen, dass diese Regel nicht für Termine und Besuche gilt und es stellt sich uns die Frage wie der Name Ihrer Redakteurin ist. Bei uns hat sich niemand offiziell von LABO M angemeldet oder war in Ihrem Namen bei uns. Daher handelt es sich hierbei offensichtlich auch um eine falsche Tatsachenbehauptung.


Das „Handbuch der Aggressionsübungen“ ist unveröffentlicht, damit kein offizielles Lehrmaterial und keinem Außenstehenden auf legalem Wege zugänglich. Uns ist unklar wie Sie, offensichtlich ohne unser Einverständnis, an die Inhalte gekommen sind. Daher haben Sie nicht unsere Erlaubnis diese Inhalte, welche das geistige Eigentum von mir und meiner Frau sind, zu veröffentlichen.


In keinem Fall schirmen wir die Betroffenen von der Außenwelt ab oder erzeugen eine „Stimmung der Angst“, besonders in der Begegnungsstätte in Leese haben wir vielfältige Angebote und durch das große Gelände einen sicheren Freizeit- und Gartenbereich für Ausgleich, Ruhe und Entspannung.


Aufgrund der Tatsache, dass die sich im Opferschutzhaus aufhaltenden Personen massiv bedroht, unter Druck gesetzt und verfolgt werden ist davon auszugehen, dass wir nicht als Helfer eine „Stimmung der Angst“ kreieren, sie existiert. Da wir 24/7 im Opferschutz für die Betroffenen tätig sind, haben wir es tagtäglich mit dieser Art von Anspannung zu tun. Müssen wir doch auch jeder Zeit mit einem Übergriff als Helfer rechnen, da wir uns durch die konstante Begleitung des
Schutzsuchenden immer wieder zwischen Opfer und Täter stellen und somit permanent zwischen die Fronten geraten. Besonders deswegen sind wir stets bemüht ein Klima der Entspannung und guter Gefühle aufzubauen. Weiterhin wirken wir dem inneren Rückzug der Menschen unter anderem mit individuellen Angeboten, dem Aufbau von mehr Selbstsicherheit, Austausch, Bestärkung und Motivation entgegen, um sich ihr Leben in Sicherheit und Unabhängigkeit wieder aufzubauen.


Es ist die Situation eines Opferschutzhauses als solches und die bereits vorhandenen Ängste der nun so viele Jahre und Jahrzehnte gequälten Menschen, vor ihrem Täter oder Täterkreis, der sie, aus Angst vor Strafverfolgung nicht in Ruhe läßt und durch erneuten Druck, den geflüchteten Menschen zurückzugewinnen oder auch mundtot machen will.


Wir weisen die Betroffenen auf mögliche Gefahren hin und sprechen mit dem Opfer ihm bekannte Täterstrategien durch, die natürlich je nach krimineller Energie ihres Täters oder ihrer Täter:innen höher oder niedriger sein können. Wir helfen ihnen für den Fall einer erneuten Konfrontation mit den Tätern und deren Trittbrettfahrern im Rahmen der Selbstverteidigung, Wege und Möglichkeiten zu finden, diesen adäquat zu begegnen.


Dies ist wichtig, um den Betroffenen zu helfen dem Verdrängungsmechanismus und der Dissoziation im gesunden Maß alltagstauglich entgegenwirken zu können, wenn es zu Täterkontakt kommen sollte und hilft uns auch den Schutz der anderen Hilfesuchenden aufrecht zu erhalten. Abwehrbereitschaft heißt für uns als Betroffene, trotz der Angst handlungsfähig zu bleiben. Dies üben wir ausschließlich ressourcenorientiert und auf Wunsch mit den Schutz- und Hilfesuchenden. Hierfür ist das Durchschauen der Täterstrategien ist ein wesentlicher Schritt, um Täter zu entmystifizieren und ihnen zukünftig einen Schritt voraus zu sein. Spielen sie doch bewusst mit der Verdrängung und der durch sie konditionierten Machtlosigkeit ihrer Opfer. Ein selbstbestimmtes Leben bedeutet in diesem Fall die Macht über sich selbst wiederzuerlangen und sich von keinem Täter oder Täterin mehr so beeindrucken zu lassen, dass man in die
Schockstarre fällt und erneut zur wehrlosen Marionette wird.


Die Aussage, wir würden jedem Betroffenen einen Waffenschein und / oder einen Schutzhund anraten ist nicht richtig.


Wir haben uns, besonders durch die digitale Angriffsfläche durch Täter:innen, insbesondere durch die längst mögliche Standortverfolgung durch GPS-Tracking, für das offene Konzept entschieden. Eine anonyme Adresse ist mit den heutigen Möglichkeiten für Täter:innen längst kein Schutz mehr.


Hier finden Sie weitere Informationen für ein Umdenken im Bereich Opferschutz:
https://www.frauenhauskoordinierung.de/fileadmin/redakteure/Publikationen/Fachinformationen/2022-05-16_FHK-Fachinfo_Nr1-2022_Offene_Konzepte_final_eo.pdf


Selbstverständlich gibt es, was auch die Grundlage unserer Arbeit ist, eine große Transparenz in unserem Wirken, insofern als dass jeder weiß, dass wir als ehemalige Opfer unserer eigenen, uns missbrauchenden Familien gangbare Wege gefunden haben uns gegen die, auch uns verfolgenden Täter:innen, zumeist Familienangehörige, zu stellen. Unsere Qualifikation ergibt sich aus unserer Erfahrungsexpertise, einer auf sexualisierte Gewalt hin ausgerichteten Ausbildung, sowie dem alltagstauglichen praktischen Umgang mit dem Erlebten Grauen in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter, sowie dem anderer Menschen. Die Hauptverantwortlichen des Vereins, verfügen alle über eine abgeschlossene Heilpraktikerausbildung. Wir helfen uns im Rahmen „Hilfe zur Selbsthilfe“ und bauen darüber hinaus, auf Wunsch bzw. nach Notwendigkeit, ein individuelles Helfer- und Therapeutennetzwerk für die Bedarfe des jeweiligen betroffenen Menschen auf. Die von Ihnen angesprochenen einschränkenden und belastenden Methoden, wie die Konfrontation durch uns mit Gewalt- und Missbrauchserinnerungen sind so nicht richtig, bringen doch die Betroffenen selbst die Problematik mit.


Die grundsätzliche Problematik des Heilpraktikerberufes besteht darin, dass er aufgrund seiner isolierten Stellung im Gesundheitssystem nur begrenzten Zugang zu, im Laufe der Zeit entstandenen akademischen Schulungssystemen findet, da er aufgrund der besonderen Umstände seiner Berufsausübung auf selbstständig organisierte Aus- und Fortbildung angewiesen ist. Er kann durch seinen selbstständigen Status im Gesundheitssystem nicht auf die Fortbildungsmaßnahmen, wie im Falle eines Arztes, eines Psychologen oder Psychiaters zugreifen. Dies sei noch zu bedenken, wenn es um die oft angesprochene Frage der fehlenden Qualifikationen geht, die die in der Praxis arbeitenden Heilkundigen, durch ihre Erfahrungsexpertise im täglichen Umgang mit den Klient:innen bzw. die sie um Hilfe ersuchenden Menschen, haben sollten. Insofern spricht man auch von einer alternativen Ausbildung, die gleichfalls die Weiterbildung auf diesem Wege beinhaltet.


Der Verein hat sich 1999 in Hamburg als erster Vereinssitz gegründet und in dieser Zeit war die Versorgungslücke für Opfer von sexualisierter Gewalt durch die Familie, vor allem durch das Tabu, noch größer als heute. Die Gründung geschah aus der Not und aus der lebensnotwendigen Motivation der Opfer heraus Hilfe zur Selbsthilfe zur ermöglichen und zu leisten, weil damals und auch noch heute das Rechtssystem nicht den Schutz und die Hilfe leisten konnte und kann, den die Opfer gegen die eigene Familie als Täter:innen brauchen. So hat sich das Wissen und die Erfahrung entwickelt, mit dem wir auch transparent umgehen. Für weitere therapeutische Hilfe bauen wir mit den Betroffenen, auf ihren Wunsch hin Brücken und sehen uns als Lotse im Hilfesystem.

 


D) Vorwürfe bzgl. des Umgangs mit Sexualität


Wir stellen uns den Fragen ehemaliger Klient:innen gerne in einem persönlichen Gespräch, jedoch können wir ohne konkrete Angaben über die Authentizität Ihrer Quellen, in Form von Namen, Orten, Zeitpunkten und den genauen Situationen, nicht entsprechend antworten.


Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität ist im Bereich Entwicklungstrauma durch sexualisierte Gewalt für die meisten befremdlich, wenngleich es doch einer Logik folgt, wenn hier der Kern der Traumatisierung liegt und Erwachsene Sexualität als Waffe gegen die eigenen Kinder eingesetzt und sie so in der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Sexualität beeinflusst und blockiert haben. Es ist in der Sexualität genauso wie bei anderen Gefühlen, die ein Kind von seinen Eltern, die in diesem Fall Sexualstraftäter sind, erlernt und unfreiwillig übernimmt. Erlebt das Opfer die sexuellen Übergriffe in der Kindheit und dann in der Pubertät und darüber hinaus, hat es kaum bis keine Chance eine eigene Persönlichkeit und somit eine selbstbestimmte Sexualität zu entwickeln. Sie ist vom Täter oder der Täterin bestimmt, konditioniert und vereinnahmt. Die Scham- und Schuldgefühle, die in der Kombination mit der Täter-Opfer-Umkehr dafür sorgen, das der Mensch mit sich, seinem Körper und der Sexualität im tiefen Konflikt steht, erzeugen massivste Probleme sich vom Täter oder der Täterin innerlich abzugrenzen und bringen starke Spannungen, unter anderem sexueller Natur, die sich bis zu einer Sexsucht entwickelt haben können mit sich und können sich auch anderweitig vielfältig auswirken. Natürlich ist dies auch im Opferschutz und in jeder therapeutischen Aufarbeitung ein wichtiges Thema. Auch im sozialen Umfeld schlägt sich dieser tiefe innere Konflikt nieder und bringt das Opfer in Gefahr,
wenn es der tiefsitzenden Konditionierung in sich unbewusst folgt. Um dem alltagstauglich und auf gesunde Weise entgegenzuwirken ist ein Ventil für diese gestauten und im Alltag immer wieder „angetriggerten“ und sich neu aufbauenden sexuellen Gefühle ratsam. Sofern die eigenen Ressourcen und das Verständnis es erlauben, ist ein entsprechender Abbau der sexuellen Spannungen sinnvoll. Daher ist der betroffene Mensch, um nicht den sexuellen Konditionierungen, wie beispielsweise das Gefühl zu haben man stehe auf starke Gewalt beim Sex, in irgendeiner
Weise zu folgen, weil man sie nicht anders abgebaut bekommt, in der „Bedrängnis“ seine eigene, gesunde und selbstbestimmte Sexualität wiederzufinden und zu entwickeln. Es ist jedoch in aller Deutlichkeit festzuhalten, dass niemand bei uns gezwungen wurde zu masturbieren, sich pornografisches Material anzusehen oder hierüber sogar Protokoll zu führen. Dies widerspricht uns als Selbstbetroffene und unserer Arbeit im schärfsten Maße.


Seien Sie versichert, dass wir uns der großen Verantwortung in diesem Bereich bewusst sind und niemals grenzüberschreitend gehandelt haben. Wenn dies von Betroffenen so dargestellt wird, ist das, aus unserer Sicht, inkorrekt. Insbesondere deswegen, weil wir im ständigen und intensiven Austausch mit jenen standen, die wir 24/7, also 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr und oft über viele Jahre hinweg, betreuten bis sie sich stark und sicher genug fühlten ihren eigenen, selbstbestimmten Weg zu gehen.


Wir vertreten die gleiche Auffassung, wie die von den von Ihnen aufgeführten Expert:innen und bestärken die Betroffenen ihre Grenzen zu erkennen, zu wahren und zu vertreten. Insbesondere, da sie von ihren Täter:innen auf die gegenteilige Weise konditioniert wurde.

 


E) Vorwürfe bzgl. der finanziellen Ausbeutung von Betroffenen


Wir stellen uns den Fragen ehemaliger Klient:innen gerne in einem persönlichen Gespräch, jedoch können wir ohne konkrete Angaben über die Authentizität Ihrer Quellen, in Form von Namen, Orten, Zeitpunkten und den genauen Situationen, nicht entsprechend antworten.


Zu keinem Zeitpunkt wurden Personen von uns finanziell ausgebeutet, noch ihnen auf diesem Wege geschadet. Uns ist keine Person bekannt, die von Ihnen erwähnte Summe an uns gezahlt haben soll, genauso wenig wie die Personen, die sich verschuldet hätten oder sich in einem Insolvenzverfahren befinden. Für die von Ihnen benannten ehemaligen Klient:innen, die angeblich belegen können für Gespräche Spendengelder gezahlt zu haben, bitten wir Sie um den Nachweis der Belege, damit wir dazu Stellung beziehen können. Denn es war keine gängige Praxis Beratungsgespräche in Form von Spendenbeiträgen zu honorieren. Jeder Teilnehmer für Kurse und Ausbildungen in der Berliner oder Hamburger Heilpraktiker Fachschule entschied sich aus freien Stücken, diese zu besuchen. Niemand wurde dazu angehalten anstehende Kosten für die Begegnungsstätte aufzubringen, wie Tanken oder Einkauf. Wenn dies geschah, dann nur als freiwillige Unterstützung unserer ehrenamtlichen Tätigkeit. Wir und die Betroffenen auf die Unterstützung der Tafel angewiesen sind. Alle von uns erbrachten Leistungen hinsichtlich unserer Vereinsarbeit geschieht ohne staatliche Förderung, so dass wir zuweilen auf die freiwillige Unterstützung, der im Schutzhaus lebenden Personen, angewiesen sind und auch im umgekehrten Falle finanziell füreinander einstehen. Natürlich ist niemand dazu verpflichtet. Keiner
im Opferschutzhaus aufgenommenen Menschen verfügte aufgrund seiner oft Lebensumstände über die finanziellen Möglichkeit den Verein, in dem von Ihnen benannten Rahmen, finanziell zu unterstützen.


Es entspricht nicht den Tatsachen, dass wir Beratungsgespräche und Hilfe verwehren würden, wenn diese nicht bezahlt werden würden. Es ist vielmehr das Angebot des Vereins, dass jeder den Verein unentgeltlich und jederzeit, wie unter anderem über das Notfalltelefon für Unterstützung erreichen kann.


Der Verein schließt ausschließlich im Falle von regelmäßigen, längerfristigen und zeitaufwendigeren Gesprächen, die den Rahmen der herkömmlichen Beratung überschreiten, sogenannte Beraterverträge ab, in denen eine Zahlung für Gespräche festgehalten wird. Dieses Geld kommt dem Projekt und dem Erhalt unseres Angebotes zu Gute. Jedoch wird Betroffenen in Not zu keinem Zeitpunkt und keinesfalls die Hilfe verwehrt, wenn diese nicht für die Zahlungen aufkommen können. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind Notfallgespräche kostenlos und zeitlich unbegrenzt, sowie es auch viele weitere kostenfreie Hilfs- und Unterstützungsangebote gibt, die zum Teil auch aus privaten Mitteln der Hauptverantwortlichen getragen werden.


Hinsichtlich der Beschwerden über die von Ihnen angesprochene und angebliche Intransparenz in der Kostenfrage des „Begleit- und Unterstützungsprogramms“ bitten wir Sie um Konkretisierung. Geben Sie uns genauere Informationen oder legen Sie uns entsprechende Berichte vor, um Stellung beziehen zu können.

 


F) Allgemeine Fragen


Da einige, der von Ihnen gestellten Fragen dem Opfer- und / oder dem Datenschutz unterliegen,
können wir diese nicht beantworten.


4. Wir sind ein Verein, der sich unter der Überschrift „Hilfe zur Selbsthilfe“ gegründet hat und indem sich gegenseitig, gemäß den eigenen Ressourcen von Mensch zu Mensch, im Rahmen der Hilfe zur Selbsthilfe geholfen wird. Die Hauptverantwortlichen Mitarbeiter:innen verfügen über eine abgeschlossene Heilpraktikerausbildung, sowie über die Fachfortbildungen zum Thema sexualisierte Gewalt und Psychosomatik von der Berliner Heilpraktiker Fachschule, betreiben mit anderen Mitarbeiter:innen Supervision und nehmen nach Möglichkeit an Fachvorträgen und Fortbildungen außerhalb des Vereins teil.


5. Jeder Verein ist in der jeweiligen Stadt, in der er agiert, im Vereinsregister angemeldet. Die Begegnungsstätte mit der Ausstellung ist dem Verein in Berlin angegliedert, ebenso sowie das Schutzhaus in Leese.


8. Wie Sie als Journalist sicher wissen, sind die Gelder aus dem Sammelfonds für Geldauflagen zu Gunsten gemeinnütziger Einrichtungen öffentlich einsehbar, sowie auch die Bedingungen zur Beantragung. Die Behauptung, die aus unserer Sicht verleumderisch ist, wir hätten Gelder aufgrund fragwürdiger und unseriöser Methoden erhalten ist für uns nicht nachvollziehbar, da auch hier, wie beim Fonds sexueller Missbrauch die Verwendung der Gelder belegt werden
müssen und wir weisen diese Vorwürfe mit Nachdruck zurück.


9. Wie schon oft und an anderer Stelle festgestellt, sind wir keine Sekte oder eine von Ihnen, dem SWR deklarierte „Psychososekte“. Dies ist weder hinsichtlich unserer Struktur, noch einer erkennbaren „Führergestalt“ sowie einer Isolation und Abgrenzung, die nicht erfolgt, noch durch die Leistung für die Gruppe, geschweige denn dem Welt- und Menschenbild, einem nicht vorhandenen Absolutheitsanspruch und schon gar nicht einem Heilversprechen, noch dem Umgang mit Kritik, einer von Ihnen unterstellten Milieukontrolle ersichtlich oder läßt eine Gedanken- und Gefühlskontrolle darauf hindeuten, dass wir einer der oben beschriebenen Institutionen zuzurechnen sind. Wir deklarieren uns weder als solch eine Organisation, noch sehen wir eine Verbindung zu diesen, von Ihnen beschriebenen Merkmalen, die eine Sekte charakterisieren sollen. Ganz im Gegenteil wir sind ein seriöser, seit einem Vierteljahrhundert agierender Opferschutzverein. Weiteres zur Frage wir seien eine Sekte können Sie unter FAQ auf unserer Homepage www.elfaro.de nachlesen.


10. Die gestellte Frage wirkt absurd, denn wie sollen Opfer von sexuellem Missbrauchs durch die eigene Familie mit dem Missbrauch Missbrauch betreiben, wo sie doch schon nachweislich Opfer, dieser ihrer Umstände sind, zumal sie sich nun seit fast 25 Jahren um den Schutz von Opfern familiärer sexualisierter Gewalt kümmern ohne bisher in ihrer Kompetenz angezweifelt worden zu sein, bis zu dieser, von Ihnen angestrebten Reportage. Jeder, der uns und unsere
Arbeit kennt, weiß, dass dieser Vorwurf, angesichts der Tatsache, dass wir der an uns gestellten Aufgabe mit unserer ganzen Seele nachgehen, absurd ist. Wissen wir doch wie es sich anfühlt ein Opfer unter Tätern zu sein, welches ohne eine entsprechende Hilfe hoffnungslos verloren ist.


Der Verein betreibt keinen Missbrauch mit dem Missbrauch, sondern unterstützt Betroffene mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, dabei einen Weg aus dem Missbrauch heraus zu finden, um nie wieder einen Missbrauch über sich ergehen lassen zu müssen.

2. Antwortschreiben

Danke für diese Fragen, zu denen wir im Vorfeld sagen möchten, dass ein Schutzhaus Menschen beherbergt, die durch ihre Lebenssituation stark verängstigt sind und vom Leben, durch ihre eigenen Familien und dem sozialen Umfeld, früh und langfristig gelehrt bekommen haben, es ist niemandem zu trauen. Dies erklärt, warum sie sich eher distanziert und zurückhaltend verhalten.

Die Anwohner:innen haben nicht alle Verständnis für die - allein durch das Schutzhaus - präsente Konfrontation mit dem Thema familiäre sexualisierte Gewalt. Auf diese Weise geschieht es, ohne unser Zutun, dass die Anwohner:innen sich näher mit dem Thema und ihrer eventuell vorhandenen eigenen gewaltvollen Familiengeschichte beschäftigen, was wiederum ihre Skepsis und auch ihr Unverständnis erklären kann.
Ebenso schaut ein Betroffener mit einem entsprechend sensiblen Blick auf die Umgangsformen der Menschen untereinander, der die Dorfbewohner:innen verunsichern und Angst machen kann.
Allgemein ist jedoch zu sagen, dass wir großen Zuspruch erfahren haben, besonders auch nochmal nach der Reportage vom RBB „Missbrauch im Kinderzimmer“, in der unsere 2. Vorsitzende Marion Princk über ihre inzestuöse Gewalterfahrung durch ihre Eltern in dem Haus Loccumer Str. 24 in Leese berichtet. Ihr offener Umgang trifft jedoch nicht bei jedem auf diesen Zuspruch, sondern auch auf Unglaube und Verleugnung.

Es ist schade, dass Sie unserer Einladung zu unserer Begegnungsstätte und unserem Schutzhaus in Leese, um sich ein realistisches Bild zu machen, nicht gefolgt sind. Das lässt leider verstärkt darauf schließen, dass Sie es ganz bewusst auf eine reißerische und eher negative Berichterstattung abgesehen haben, um ein schlechtes Bild für Quote und Reichweite zu zeichnen. Schade und, aus unserer Sicht, extrem verwerflich, da Sie den Betroffenen und unserer Arbeit damit enorm schaden. Ein Schaden, den Sie sich vermutlich nicht ausreichend bewusst machen.


Zu Ihren Fragen:

Wie Sie in Ihrer Recherche bereits festgestellt haben, üben wir im Rahmen einer Selbstverteidigungsübung auf Wunsch mit den Betroffenen, sich gegen die sie verfolgenden Täter:innen zur Wehr zu setzen. Dazu gehört es auch, im Zweifel lautstark um Hilfe rufen zu können. Die meisten Betroffenen sind durch die oft jahrzehntelange Gewalterfahrung derart eingeschüchtert, dass selbst ein Hilfe- oder Telefonanruf nicht möglich ist. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstverteidigung können bei den Betroffenen die so lang aufgestauten Gefühle von Aggressionen freigesetzt werden, die sie oft ihr Leben lang unterdrücken mussten. Auf diesem Weg können sie zu ihrer Stärke und ihrer Selbstbehauptung zurückfinden. Für uns ist es wichtig, den Menschen ihre (Überlebens-)Kraft, entgegen der jahrelangen Einschüchterung und Unterdrückung durch Täter oder Täterinnen, zu zeigen. Wie sonst sollen sie lernen sich aus der Opferrolle zu befreien und sich im Sinne der Notwehr zu verteidigen, sollte dies erforderlich werden. Bedenken Sie, dass diese Menschen oft ein Leben lang massive körperliche und psychische Gewalt erlitten haben und so lange in dieser tief prägenden Angst gefangen bleiben, bis sie eine positive Erfahrung durch sich selbst erlebt haben, in der sie erkennen können, was in ihnen steckt.Wir haben uns in unserer Arbeit bei den Anwohner:innen und bei dem einmaligen Einsatz der Polizei wegen Ruhestörung entsprechend erklärt und vorgestellt.
Die Schutzsuchenden tragen Headsets, um handfrei und bei Bedarf schnell telefonieren zu können. Dies hat einen großen psychologischen Effekt, da das Risiko der Dissoziation in Triggersituationen oder gar bei Täterkontakt bei Betroffenen verstärkt ist und sie so, auf  kurzem Weg, direkt eine Begleitperson am Telefon haben können. Wir bieten damit den Betroffenen die Möglichkeit der telefonischen Begleitung, wenn sie Dissoziationen oder Täterkontakte fürchten. Dass wir den Bewohnerinnen den Kontakt zu Dorfbewohner:innen verbieten, ist nicht richtig, da wir  uns auch von Dorfbewohner:innen helfen lassen, in den Geschäften einkaufen und Kontakte pflegen. Dies ist insbesondere durch Frau Princk, die in Leese aufgewachsen ist, möglich und da wir mittlerweile seit circa acht Jahren mit unserem Verein vor Ort sind.

Gerne möchte ich, aufgrund meiner mittlerweile 35-jährigen Erfahrung im Thema des familiären sexuellen Missbrauchs darauf hinweisen, dass Menschen, die inzestuöse Gewalt erleben mussten, zu Unglaublichem fähig sind, wenn man sich ihre vielfältigen Überlebensstrategien ansieht. Sie brauchen selbstverständlich einen liebevollen und sensiblen Umgang. Sind sie jedoch noch in Gefahr, erneut auf die gleiche Weise, von den sie nach wie vor verfolgenden und unter Druck setzenden Tätern, zum Opfer gemacht zu werden, ist es ebenso wichtig, sie traumasensibel an ihren unvorstellbaren Überlebenswillen - entgegen dem Wunsch der Täter:innen  - zu erinnern. Traumasensibel heißt für uns auch, Opfern bewusst zu machen, dass sie stärker sind als Täter:innen, indem sie nicht nur überlebt haben, sondern sich sogar dem Erlebten stellen, um einen Weg aus den sie unterdrückenden und erzwungenermaßen integrierten Verhaltensmustern zu finden. Auf diese Weise nehmen sie den Täter:innen die Macht und haben eine realistische Chance der Opferrolle zu entkommen.

 

Image by Dima Shishkov
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